JungTube

Hallo erstmal,
bin neu hier und habe doch schon eine brennende Frage. Als beim Hochwasser letztes Jahr meine Wohnung im Souterrain unter Wasser stand wurde klar, dass keine Rückstausicherung für das 4-Familienhaus existiert. Inzwischen wird im Garten heftig gebuddelt. Es ist ein Schacht vorhanden, eine Rückstausicherung und ein compli 400 welches nur "einspringen" soll wenn die Rückstausicherung zumacht. Dann soll alles über die Hebeanlage gepumpt werden. Ein Warngerät liegt auch bei und wird wohl noch installiert werden. Soweit so gut. Obwohl mir das Compli 400 etwas zu klein scheint, ginge das ja in Ordnung wenn keiner über mir (ich bin der, der nasse Füße kriegt) auf die Toilette geht solange das Warngerät piept. Jetzt kommt es aber. Das komplette Regenwasser vom Dach, von der Garage und vom Hof, ca.170 Quadratmeter, wird alles zuerst ins Haus geleitet und soll laut Bauleiter alles von dem Compli 400 weggepumpt werden. Ich habe mal ausgerechnet, dass das in den Überflutungsspitzen zwischen 60 und 100 Kubikmeter pro Stunde wären. Hier ist doch was oberfaul, oder kann ich nicht mehr logisch denken?
Habt Ihr irgendeine Erklärung für mich?
Vorab schon mal herzlichen Dank für alle Antworten
tatanka

allo tatanka,

danke für deinen Beitrag. Du vermutest da schon ganz richtig, Regenwasser hat in der compli nichts zu suchen und auch ins Haus geführt werden darf das nicht!

@Dino: Ich denke dazu kannst du noch fundierter Auskunft geben!

Eine compli 400 als Einzelpumpenanlage ist für die häusliche Abwasserentsorgung in Einfamilienhäusern vorgesehen, und zwar normalerweise für alles das Abwasser, welches unterhalb der Rückstauebene anfällt. Und dies nicht nur, wenn da ein Rückstauverschluss zumacht, sondern immer. Eine compli gehört zudem in den Keller und nicht in den Schacht, so dass man die Anlage vernünftig warten kann (Ja, Wartung an Hebeanlagen muss sein!)

Die Betriebsstunden der Pumpe bzw. die Energiekosten in so einem Standardeinsatzfall sind minimal und nicht der Rede wert (1 Fam.haus keine 5 € pro Jahr im Normalfall. Kommt aber noch Regenwasser dazu, dann hat die Anlage je nach Wetterlage ziemlich was zu leisten. Dazu kommt noch, dass dann auch mineralische Bestandteile mit eingespült werden (Sand) der nun wirklich nichts in der Compli zu suchen hat.

Wir haben zum Thema auch ein paar schöne Animationen erstellen lassen, die sollten dir ebenfalls weiterhelfen.

Also, versuch das mal mit deinem Bauleiter auf die Reihe zu kriegen, wenn du noch weitere Fragen hast, die im Gespräch geklärt werden müssen, hilft man dir sicher auch gern am Telefon weiter.

Hi tatanka (Sitting Bull) und willkommen bei Jungtube!

Wie Jens schon treffend gesagt hat kann ich dir dank meiner Lieblingslektüre weiterhelfen.
Ich denke der Absatz 13.1.3 (Ablaufstellen für Regenwasser) der DIN 1986 Teil 100 wurde nur für dich geschrieben!! ; )

„Ablaufstellen für Regenwasser von Flächen unterhalb der Rückstauebene dürfen an die öffentliche Kanalisation nur getrennt von häuslichem Abwasser über eine automatisch arbeitende Abwasserhebeanlage, die außerhalb des Gebäudes angeordnet werden müssen, rückstaufrei nach DIN EN 12056- 4 (heben über die Rückstauebene, Rückstauschleife) angeschlossen werden. Die abflusswirksamen flächen unterhalb der Rückstauebene, die ein Gefälle zum Gebäude aufweisen, wie Garageneinfahrten, Hauseingänge oder Geländeabtragungen bei Souterrainwohnungen, sind möglichst klein zu halten.“

„In Ausnahmefällen, z.B. bei Grenzbebauung und innerstädtischen Innenhöfen, kann die Abwasserhebeanlage auch innerhalb des Gebäudes mit einer DOPPELANLAGE installiert werden, wenn das Gebäude in geeigneter Weise durch bauliche Maßnahmen gegen Überflutung geschützt wird.“

„Bei KLEINEN FLÄCHEN (etwa 5m²) unterhalb der Rückstauebene mit Gefälle zu Eingängen des Gebäudes, z. B. bei Garagenrampen, kann die Abwasserhebeanlage auch innerhalb des Gebäudes installiert werden.“

Aber damit nicht genug:
DIN 1986 Teil 100 Absatz 13.3 (Abwasserhebeanlagen)

„Abwasserhebeanlagen für Regenwasser dürfen nur an Grundleitungen außerhalb des Gebäudes angeschlossen werden. Wird in begründeten Ausnahmefällen und bei kleinen angeschlossenen Flächen die Hebeanlage innerhalb des Gebäudes installiert, ist die Druckleitung aus Hydraulischen Gründen möglichst nahe der Gebäudeaußenwand an die Regenwassersammel- bzw. –grundleitung anzuschließen.“

„Bei Entwässerungsanlagen bei denen der Abwasserzufluss nicht unterbrochen werden darf ist eine Doppelhebeanlage entsprechend dem Anwendungsfall nach DIN EN 12050-1 bzw. DIN EN 12050-2 einzubauen.“

170m² sind keine kleine Fläche und eine Doppelanlage ist auch Pflicht!!
Dir ein schönes Wochenende und viel Erfolg beim Bauleiter ; )

Gruß vom Dino

Hallo Jens, hallo Dino,
vielen Dank für die umfassenden Antworten. Leider muss ich auch noch den Umweg über den Vermieter machen aber ich werde mich am Dienstag nochmal bei Jens melden und ein Bild vom Schacht senden.
Ebenso schönes Wochenende
Gruß Tatanka

die compli is hier natürlich völlig fehl am platz, mich würd aber viel mehr interessieren welche art von rückstausicherung denn hier vorgesehen ist. da wird auch ziemlich oft alles nur denkbare falsch gemacht. rückstauautomat oder rückstaupumpautomat? soll heissen: gesteuert schliessende klappe oder gegen den rückstau pumpende maschine?